München (netdoktor.de) - Cannabinoide helfen im Alter, Lerninhalte besser zu behalten. Das fand eine Forschergruppe der Universitäten Bonn und Pampeu Fabra, Spanien. Die populäre Annahme, dass sich ohne die rauschfördernde Substanz besser lernen ließe, trifft dabei scheinbar nur für die jungen Jahre zu, berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS). Im späteren Leben sind die Cannabinoide für das Gedächtnis unerlässlich, schlussfolgern die Forscher aus den Ergebnissen im Tierversuch. Sie veränderten ältere Mäuse genetisch so, dass die Substanz bei ihnen wirkungslos war ("Knockout-Mäuse"). Dies erreichten sie durch das Ausschalten des zuständigen Rezeptors (CB1-Rezeptor). Bei Aufgaben zu Koordination, Erinnerungsvermögen und Verhaltensanpassung stellten sie sich dümmer an als ihre normalen, gleichaltrigen Kollegen. "Das Fehlen des CB1-Rezeptors führt zu einem rascheren Abbau der Lernfunktion", erklärt Prof. Andreas Zimmer vom Life & Brain Center der Universität Bonn. Den Effekt führen die Forscher auf den Verlust von Nervenzellen im Hippocampus zurück - dem Teil des Gehirns, der für die Verarbeitung von Gedächtnisinhalten maßgeblich ist. Bei den Knockout-Mäusen trat der Abbau der Zellen wesentlich früher ein als bei den Altersgenossen. Bisherige Studien hatten gezeigt, dass junge Knockout-Mäuse den normalen noch deutlich überlegen sind - was sich aber im Alter offenbar ändert. Cannabinoide kommen nicht nur im Hanf, sondern als Endocannabinoide auch regulär im Körper vor. Im Gehirn dienen sie als Botenstoffe zwischen den Nervenzellen. Ihre Wirkung auf Lern- und Gedächtnisvorgänge ist noch nicht völlig geklärt. (mt)

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