Der 57-jährige Staplerfahrer lud, wie das Polizeipräsidium Karlsruhe in einer Presseerklärung mitteilte, gegen 13.30 Uhr zwei identische, mit dem Gefahrgut befüllte Tanks zwischen zwei Firmenhallen nacheinander auf eine Verladerampe. Beim Absetzen des zweiten Behälters war mit einer Gabelspitze die Wand des zuvor abgesetzten Containers beschädigt worden, wodurch sich aus dem entstandenen Leck nahezu der gesamte Inhalt teils in die angrenzende Halle und teils über die Oberflächenentwässerung in eine Sickergrube ergoss.
Ein weiterer Teil der Flüssigkeit gelanget auch in die zum Klärwerk Neureut führende Kanalisation. Dort sollte die Säure mittels Wasserbeigabe bis zur Ungefährlichkeit verdünnt werden.60 Einsatzkräfte aus Malsch, Ettlingen und Rheinstetten
Zur Bekämpfung einer entstandenen 160 Quadratmeter großen Säurelache in der untervermieteten Firmenhalle und dem in der Sickergrube verbliebenen Liquid setzte die Feuerwehr Bindemittel ein. Dieses musste wegen der großen Bedarfsmenge zusätzlich von der Bruchsaler Feuerwehr beschafft werden. Personen sollen nach ersten Erkenntnissen des Ettlinger Polizeireviers, das mit neun Beamten vor Ort war, nicht zu Schaden gekommen sein.Nach der ersten Lageerkundung durch Kommandant Thomas Schneider wurden unverzüglich weitere Einsatzmittel zur Einsatzstelle nachgefordert. Neben dem Gefahrgutzug „Süd” wurde auch der Fachberater „Chemie” sowie der Dekontaminationszug der Feuerwehr Rheinstetten und der Rettungsdienst zur Einsatzstelle beordert.
Nach der weiträumigen Absperrung und Räumung der Einsatzstelle wurde für die unter Chemieschutzanzügen arbeitenden Einsatzkräfte ein Dekontaminationsplatz eingerichtet. Da die ausgelaufene Substanz mit einem speziellen Bindemittel gebunden werden musste, wurde dieses von der Feuerwehr Bruchsal, Ettlingen, dem Forschungszentrum Karlsruhe sowie der Berufsfeuerwehr Karlsruhe und der Werkfeuerwehr Daimler aus Rastatt angeliefert. Die ausgelaufene Substanz konnte weder in Metall- bzw. Kunststofffässer transportiert werden, daher wurden spezielle Auffangbehälter der Berufsfeuerwehr Karlsruhe angefordert.Unter einem massiven Aufgebot von Trägern der Chemieschutzanzüge wurde in ständiger Abstimmung mit dem Fachberater „Chemie” die Vorgehensweise des Einsatzablaufes besprochen und die chemische Flüssigkeit gebunden sowie in die speziellen Fässer eingefüllt.
Um eine eventuelle Gefährdung der Bevölkerung sicher ausschließen zu können, veranlasste das Umweltamt des Landratsamts Karlsruhe in Abstimmung mit der Umweltbeauftragten der Gemeinde Malsch, Ulrike Maier, eine ständige Messung des Abwassers und der umliegenden Freiflächen durch den Wassermeister.Nachdem die chemische Substanz nicht in einen stabilen Zustand zu bringen war, wurden die weiteren Maßnahmen zusammen mit dem Leiter der Berufsfeuerwehr Karlsruhe Dr. Roland Goertz festgelegt. Gegen 22.30 Uhr wurde der Gefahrgutzug „Süd” durch den Gefahrgutzug „Nord” und einem ABC-Erkundungsfahrzeug abgelöst. Im Weiteren wurde die chemische Flüssigkeit mit Wasser und einem Zusatzmittel stabilisiert. Weiter wurde die Führungsgruppe Malsch durch die Führungsgruppe der Feuerwehr Rheinstetten abgelöst. Um keine giftigen Schadstoffe über das Dach der Lagerhalle eindringen zu lassen, wurden die Dachluken, mit Hilfe einer Drehleiter der Feuerwehr Ettlingen von außen verschlossen. Die speziellen Fässer mit dem aufgenommenen chemischen Stoff, wurden durch eine Entsorgungsfachfirma abtransportiert.
Bei diesem zeit- und personalaufwendigen Einsatz wurde Kommandant Thomas Schneider vom stellvertretenden Kreisbrandmeister Jürgen Bordt, Kommandant Josef Kästel aus Rheinstetten und Martin Knaus aus Ettlingen, sowie mehreren Organisatorischen Leitern des Rettungsdienstes und zwei Leitenden Notärzten unterstützt. Insgesamt mussten fünf Personen, davon drei Feuerwehreinsatzkräfte mit kleineren Beschwerden medizinisch versorgt werden. Es waren ca. 120 Einsatzkräfte der Feuerwehr, 20 Einsatzkräfte des Rettungsdienstes und fünf Polizeibeamte im Einsatz.Um die gefährliche Flüssigkeit, die sich in einer Lagerhalle auf ca. 200 qm ausbreitete wurde derweil von der Gesamt - Feuerwehr Malsch weitere Unterstützung vom Gefahr-Zug Süd und vom Dekontaminationszug der Feuerwehr Rheinstetten angefordert. Diverse Fachberater (FB Chemie, FB Umwelt, etc.) wurden ebenfalls zum Einsatzort geordert. Da die Einsatzkräfte der Feuerwehr nur unter schweren Schutzanzügen und Atemschutz die notwendigen Maßnahmen in der Lagerhalle durchführen konnten – was für die Feuerwehrmänner höchste körperliche Anstrengung bedeutet-, bestand ein erhöhtes Risiko gesundheitlicher Schäden, worauf man sich von Seiten des DRK entsprechend vorbereiten musste. Zahlreiche Feuerwehren aus dem Stadt- und Landkreis Karlsruhe unterstützten die Malscher Wehr bei diesem Einsatz.
So waren unter anderem Feuerwehreinsatzkräfte aus Bruchsal, Ettlingen und Karlsruhe im Einsatz.Gegen 18.30 Uhr spitzte sich die Situation zu und man entschloss sich weitere ehrenamtliche Kräfte von den umliegenden DRK Ortsvereinen anzufordern.
Unter der Leitung des Bereitschaftsleiters des DRK Völkersbach, Guido Benz, trafen zuerst die Kameraden der Bereitschaft des Ortsteils Völkersbach mit insgesamt fünf Personen, darunter ein Arzt und zwei Fahrzeugen ein. Gemeinsam übernahmen ab 19 Uhr die beiden DRK Bereitschaften der Gemeinde Malsch die medizinische Absicherung der Einsatzkräfte, deren Zahl sich auf knapp 200 belief. Außerdem wurde ein DRK Zelt aufgebaut, wo die Kameraden der Feuerwehr die Schutzanzüge anlegen konnten.Zur Unterstützung und Ablösung kamen zeitlich versetzt Helfer der DRK Bereitschaften Ettlingen, Forchheim, Neuburgweier, Bruchhausen, Graben sowie aus dem Kraichtal die Schnelleinsatzgruppe TOX. Die 10 Helfer der Sozialen Dienste des DRK Malsch die sich gegenseitig ablösten, bereiteten während dem gesamten Einsatz über 450 Portionen Gulaschsuppe und einige hundert belegte Brötchen für die Einsatzkräfte zu. Die Verpflegung der Einsatzkräfte fand zunächst in der Firmenhalle der Firma „Bauschild & Werbung”, später in der Werkshalle der Firma „Geiger Sondermaschinenbau” statt. Für die Bereitstellung der Räumlichkeiten hier ein Dank an Frau Flatten und an Herrn Geiger.
Auch bei den Kameraden der Feuerwehren wurde aufgrund der langen Einsatzdauer eine Ablösung notwendig, so wurde am Abend der Gefahrzug Nord und einem ABC-Zug aus dem Bereich Bretten nachgefordert. Zusätzlich kamen ehrenamtliche Helfer des Malteser Hilfsdienstes und des Arbeiter Samariter Bundes aus Karlsruhe zur Einsatzstelle. Auch Rettungsdienstleiter Jo Wirth-Schäfer und Kreisbereitschaftsleiter Manfred Wenzel vom DRK Kreisverband Karlsruhe e.V. machten sich in der Nacht selbst ein Bild von der Gesamtsituation vor Ort.Gegen 4.30 Uhr konnte endgültig Entwarnung gegeben werden und die Einsatzkräfte konnten wieder abrücken. Medizinisch mußten in der gesamten Zeit sechs Personen versorgt werden, vier davon waren Helfer der Feuerwehren, die alle zum Glück nur leichte Verletzungen hatten.
Eine vorbildliche und einwandfreie Zusammenarbeit aller Helfer wurde schon während und nach dem Einsatz festgestellt, der sich insgesamt über 15 Stunden hinzog.