Ein Notarzt ist ein Arzt, der in Akutsituationen mit Transportmitteln des Rettungsdienstes (Notarzteinsatzfahrzeug, Notarztwagen, Rettungshubschrauber) in kürzestmöglicher Zeit zum Patienten gelangt und diesen präklinisch (außerhalb eines Krankenhauses) behandelt. Er ist meist mit einer ganzen Reihe von Medikamenten und medizinischen Geräten ausgerüstet, um an Ort und Stelle arbeiten zu können.

Aufgaben eines Notarztes

Aufgaben des Notarztes sind:
  • die Durchführung akut lebensrettender medizinischer Maßnahmen
  • die Herstellung der Transportfähigkeit des Patienten
  • die Begleitung und Überwachung des Patienten beim Transport in ein geeignetes Krankenhaus
  • gegebenenfalls die Feststellung des Todes und der Abbruch der Hilfsmaßnahmen.
Der Notarzt wird von speziell ausgebildetem Rettungsdienstpersonal (Rettungsassistenten in Deutschland, Notfallsanitäter in Österreich) begleitet, er ist diesem gegenüber in medizinischer Hinsicht weisungsbefugt.

Eine häufige Verwechslung betrifft den (Kassen-)Ärztlichen Notdienst, der nicht Teil des Rettungsdienstes ist, sondern die allgemeinmedizinische Versorgung außerhalb üblicher Ordinationszeiten sicherstellt. Ärzte des Notdienstes haben in der Regel nur geringe notfallmedizinische Erfahrung.

Einsatzindikationen des Notarztes

Bei Vorliegen bestimmter Meldebilder entsendet die Rettungsleitstelle zusätzlich zum Rettungswagen einen Notarzt. Diese so genannten Indikationskataloge unterscheiden sich örtlich im Detail.

Verschlechtert sich der Zustand des Patienten oder ist er schlechter als zunächst angenommen, kann der Notarzt natürlich auch vom Rettungsdienst nachgefordert werden.

Entwicklung

Anfang der 1970er Jahre wuchs in der Notfallmedizin die Erkenntnis, dass bereits vor Ort wichtige medizinische Maßnahmen geleistet werden müssen, um den Patienten für den Transport ins Krankenhaus zu stabilisieren und eine optimale nachfolgende Behandlung zu ermöglichen. Bis dahin war es üblich, den Patienten einfach aufzunehmen und so schnell wie möglich, aber weitgehend unversorgt, in ein Krankenhaus zu transportieren.

In vielen Ländern wurden dafür nicht-ärztliche Helfer mit einer erweiterten Ausbildung qualifiziert (z. B. Paramedic -System in den USA oder Großbritannien ). In Deutschland (wie in vielen europäischen Staaten, z. B. auch Frankreich) wurde dagegen der Ansatz gewählt, Ärzte direkt vor Ort einzusetzen. Diese Entwicklung war zum Teil von heute abenteuerlich anmutenden Experimenten begleitet, z. B. der Einsatz eines kompletten Operations-Teams (mit Bus und Anhänger für Notstromaggregat) in Heidelberg.

Heute hat man in Deutschland ein abgestuftes Rettungsdienst -Konzept, das mit qualifizierten nicht-ärztlichen Einsatzkräften (Rettungsassistenten , Rettungssanitäter) und Notärzten je nach Art des Notfalls auf die Erfordernisse reagieren kann.

In der DDR wurde der Notarztdienst auch als Schnelle Medizinische Hilfe (Abkürzung: SMH ), abgeleitet vom russischen skoraja medizinskaja pomoschtsch bezeichnet.

Ausbildung eines Notarztes

Wer den Beruf des Notarztes ausübt, muss zusätzlich zu seiner ärztlichen Ausbildung über eine besondere Qualifikation verfügen. In Deutschland handelt es sich dabei je nach Bundesland um den sogenannten "Fachkundenachweis Rettungsdienst" oder die weitergehende "Zusatzbezeichnung Notfallmedizin" gefordert.

Sonderformen

  • Ärztlicher Leiter Rettungsdienst (ÄLRD): ist medizinisch-organisatorisch für die Belange des Rettungsdienstes in seinem Bereich zuständig, z. B. für die Festlegung der medizinischen Ausrüstung (Medikamente usw.), für die Aus-/Fortbildung des Personals und für die Überwachung der einzuhaltenden Standards. Er muss nicht unbedingt ein aktiver Notarzt sein, es wäre aber wünschenswert.
  • Leitender Notarzt (LNA): wird als medizinischer Einsatzleiter/Fachberater je nach jeweiliger Gesetzeslage (je nach Bundesland) bei Großeinsätzen und Katastrophen eingesetzt. Er ist dann den medizinisch tätigen Kräften und anderen Ärzten weisungsbefugt, er muss den Einsatz vor Ort aus medizinischer Sicht organisieren.
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