Washington (ddp). Wer eine Chemotherapie gegen Lungenkrebs erhält, sollte neben dem Rauchen auch auf Nikotinpflaster oder -kaugummis verzichten: Nikotin blockiert nämlich generell die Wirkung der für die Chemotherapie verwendeten Medikamente, haben Wissenschaftler von der Universität in Südflorida in einer Laborstudie herausgefunden. Dabei reichen bereits die geringen Mengen an Nikotin, die im Blut von Rauchern zu finden sind, um den programmierten Zelltod zu verhindern, den die Chemotherapie bei den Krebszellen auslösen soll. Srikumar Chellappan und seine Kollegen berichten über ihre Arbeit im Fachmagazin «PNAS» (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0509313103). Die Forscher konzentrierten sich in ihrer Studie auf die häufigste Form des Lungenkrebses: das nicht kleinzellige Lungenkarzinom. Diese Krebsform macht rund 80 Prozent der Lungenkarzinome aus. An einer Reihe von Krebszellen, die unter unterschiedlichen Bedingungen im Labor gezüchtet wurden, untersuchten die Wissenschaftler, wie Nikotin die Wirksamkeit von drei Standard-Chemotherapeutika in der Krebsbehandlung beeinflusst. Die Wirkstoffe Gemcitabin, Cisplatin und Paclitaxel sind darauf ausgerichtet, Krebszellen in der Chemotherapie zu vernichten. Alle drei Medikamente verloren in Gegenwart von Nikotin ihre Wirksamkeit. Auch Nikotinpflaster und andere nikotinhaltige Hilfsmittel, die das Nichtrauchen erleichtern sollen, können nach den Erkenntnissen der Forscher die Chemotherapie von Lungenkrebs blockieren, weil sie Nikotin in die Blutbahn abgeben. Zwar wirkt Nikotin selbst nicht krebserregend, doch beeinflusst es biologische Prozesse, die das Tumorwachstum begünstigen können. Den neuen Ergebnissen zufolge unterstützt es zwei Gene in der Tumorzelle, die den programmierten Zelltod verhindern. Unterdrückten die Wissenschaftler diese beiden Gene in den Krebszellen, verlor das Nikotin seine Wirkung.

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