In Deutschland stirbt im Durchschnitt ein Baby pro Tag am plötzlichen Kindstod. Das heißt, sein Tod erfolgt plötzlich und unvorhersehbar ohne äußere Einflüsse, meistens während es schläft. Über die Ursache gab es bisher nur Vermutungen.
Forscher um die Neuropathologin Hannah Kinney vom Children´s Hospital Boston und den Neurowissenschaftler David Paterson von der Harvard Medial School haben jetzt eine konkrete biologische Ursache für den plötzlichen Kindstod gefunden. Sie entdeckten Veränderungen im Stammhirn der betroffenen Babys, dem Teil des Gehirns, der willentlich nicht beeinflussbare Prozesse steuert, etwa Blutdruck, Herzschlag und Körpertemperatur.Erhöhte Anzahl bestimmter Nervenzellen
Die Wissenschaftler führten Autopsien an den Gehirnen von 41 Babys durch. 31 waren am plötzlichen Kindstod gestorben. Zehn waren ebenfalls überraschend zu Tode gekommen, allerdings durch andere Ursachen. Im Stammhirn der 31 Kinder fanden die Wissenschaftler eine deutlich erhöhte Anzahl von Nervenzellen, die den Botenstoff Serotonin herstellen und freisetzen. Serotonin ist eines von etwas 100 Hormonen im menschlichen Gehirn, das Informationen von einer Zelle zur anderen transportiert.Das Serotoninsystem im Stammhirn hilft dabei, die Atmung und die Empfindlichkeit gegenüber Kohlendioxid zu regeln. Wenn ein Baby auf dem Bauch schläft oder die Bettdecke über seinem Gesicht liegt, besteht die Gefahr, dass es statt frischer sauerstoffhaltiger Luft, verbrauchte Atemluft wieder einatmet. „Ein normales Kind würde in diesem Fall aufwachen, den Kopf drehen und schneller atmen, wenn der Kohlendioxid-Spiegel im Körper steigt“, erklärt Hannah Kinney. Aber im Fall der Kinder, die am plötzlichen Kindstod sterben, sind diese natürlichen Reflexe durch die Veränderungen im Serotoninsystem gestört.
Die Wissenschaftler hoffen nun, auf Grund ihrer Erkenntnisse ein Diagnoseverfahren zu entwickeln, das Kinder aufspürt, die ein Risiko haben, am plötzlichen Kindstod zu sterben. Die Studienergebnisse erschienen in der Novemberausgabe des Fachmagazins JAMA.Ähnliche Meldungen
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