Legionärs-Krankheit: Wie kann man sich schützen?

Bei der Legionärskrankheit handelt es sich um eine durch Bakterien (Legionella pneumophila) übertragene Infektionskrankheit, die mit Übelkeit und hohem Fieber sowie einer schweren Pneumonie (Lungenentzündung) einhergeht. Diese Krankheit trat im Sommer 1976 bei amerikanischen Kriegsveteranen nach einem Treffen in Philadelphia erstmals auf.

Warmwasserversorgungen in Wohnhäusern, Krankenhäusern, Heimen, Hotels gelten ebenso wie Wirlpools als mögliche Keimherde. Bei Temperaturen zwischen 20 und 45 Grad vermehren sich die Erreger besonders stark. Ursache im Kaltwasserbereich können ungenügende Isolierungen, Überdimensionierungen und falsche Rohrverlegungen sein.

So geschehen letztes Jahr zum Beispiel beim Paracelsus-Bad in Berlin-Reinickendorf: Bei einer routinemäßigen Überprüfung des Duschwassers im Umkleidebereich der Schwimmhalle Paracelsus-Bad war am 8.Oktober 2003 eine Belastung mit Legionella pneumophila festgestellt worden. Aus vorbeugendem Gesundheitsschutz wurde die Schwimmhalle für einige Tage geschlossen, bis Entwarnung gegeben werden konnte.

Im Klinikum Frankfurt/Oder ermittelte sogar die Staatsanwaltschaft, als zwei Todesfälle - eine 66 und eine 80 Jahre alte Frau - gemeldet worden waren, bei denen der serologische Legionellennachweis im Referenzzentrum Dresden (Nachweis von Legionellen-Antigenen im Urin) erbracht wurde. Es bestand der Verdacht von Legionellenbelastung in der Warmwasserversorgung des Krankenhauses.

Wird die Erkrankung nicht behandelt, endet sie in 15 bis 20% aller Fälle tödlich, vor allem bei immungeschwächten Patienten. Wie kann man sich im Urlaub und im eigenen Haus vor Legionellen schützen? Wir befragten dazu Prof. Schwarz, Facharzt für Labormedizin, Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie.

Ich bin dienstlich oft in Italien und Spanien unterwegs, wo ich meist in kleineren Hotels übernachte. Manchmal merkt man beim Betreten des Zimmers, dass seit mehreren Tagen kein Gast mehr im Zimmer war. Besteht beim Duschen in diesen Fällen eine Ansteckungsgefahr für Legionellen?

Prof. Schwarz: Es empfiehlt sich grundsätzlich in Hotels die Warmwasserleitung der Brause bei geöffneter Badezimmertür vor dem Duschen aufzudrehen. Auch sollte das Fenster offen sein, um die Frischluftzufuhr zu gewährleisten. Dadurch lassen sich möglicherweise vorhandene Legionellen aus der Warmwasserleitung schnell ausschwemmen.

Während eines Urlaubs auf Bali bin ich an plötzlich einsetzendem hohen Fieber, Husten ohne Auswurf mit Atemnot erkrankt. Da kein deutschsprechender Arzt im Hotel verfügbar war, gab mir ein mitreisender Bekannter das Antibiotikum Telithromycin. Bereits 2 Tage später war ich soweit wieder fit, um den Rückflug anzutreten. Um welche Infektion könnte es sich gehandelt haben?

Prof. Schwarz: In diesem Fall könnte es sich um eine atypische Pneumonie gehandelt haben, die durch Legionellen verursacht hätte sein können. Da Telithromycin bei atypischen Pneumonien (Legionellen, Mykoplasmen, Chlamydia pneumoniae) sehr wirksam ist, würde sich dadurch das schnelle Ansprechen auf die Behandlung erklären lassen.

Ich habe mir ein älteres Haus gekauft, bei dem die Wasserleitung seit 40 Jahren nicht erneuert wurde. Worauf muss ich achten, um eine Legionellen-Infektion im eigenen Haus zu verhindern.

Prof. Schwarz: Da sich Legionellen in der Warmwasserleitung, insbesondere in Totraumleitungen (Leitung vom Hauptstrang zum Auslasshahn), vermehren können, ist darauf zu achten, dass die Wassertemperatur über 60 Grad Celsius betragen sollte.

Legionärskrankheit (Legionellose oder Pontiac-Fieber)

Die Legionellose (synonym: Legionärskrankheit, Pontiac-Fieber) wird durch eine Infektion mit dem gramnegativen Bakterium, Legionella pneumophila, hervorgerufen. Bisher sind 14 Serotypen dieses Bakteriums bekannt, die für 90% der Legionellosen verantwortlich sind. Namensgebend für die Erkrankung war ein Ausbruch dieser Infektion bei Teilnehmern einer Tagung der Amerikanischen Legion in einem Hotel in Philadelphia (USA) im Jahr 1976. Seither wurde wiederholt über Infektionshäufungen bei Hotelgästen wie auch unter Klinikpatienten aus mehreren Ländern berichtet.

Legionellen gelten heute als Erreger von ambulant wie auch nosokomial erworbenen pulmonalen Infektionen. Nach epidemiologischen Untersuchungen dürften Legionellen für 2 bis 15% der ambulant erworbenen Pneumonien verantwortlich, wobei jedoch nur insgesamt 3% der Infektion auch richtig diagnostiziert werden. Als Risikofaktoren für eine Legionellose gelten Rauchen, chronische pulmonale Erkrankungen und Immunsuppression. Für hospital-erworbene Legionellosen sind vorangegangene größere chirurgische Eingriffe oder eine Organtransplantation bekannte Risikofaktoren.

Legionellen sind ubiquitär vorhanden und werden durch Aerosole übertragen. Hierbei spielen insbesondere Duschköpfe, Luftbefeuchter, Sprudelbäder oder ähnlcihes, durch die kontaminierte Aerosole generiert werden, eine wichtige Rolle. Typische Symptome der Legionellose sind Atemnot und Husten mit spärlichem Auswurf. Ferner treten Kopfschmerzen, Fieber über 40 Grad C, Abgeschlagenheit, Myalgien, Appetitlosigkeit, Durchfall, Erbrechen und abdominelle Beschwerden hinzu. Als Komplikationen kommt es zu Zeichen einer Enzephalopathie mit Bewußtseinstrübung, Verwirrtheit, Konvulsionen und Ataxie. Auch Nieren und Leber können betroffen sein.

Die Diagnostik der Legionellose konnte in den letzten Jahren erheblich verbessert und beschleunigt werden. Während früher die mehrtägige Anzüchtung des Erreger auf Spezialnährböden und der verspätet positiv werdende Nachweis von Antikörper als Grundlage zur Bestätigung der Diagnose diente, stehen heute Antigen-Nachweise im Urin als Schnelltest zur Verfügung. Ferner lässt sich Legionellen-DNA aus dem Urin mittels Nukleinamplifikationstests innerhalb weniger Stunden hochsensitiv nachweisen.

In der Therapie der Legionellose sind intravenös zu verabreichende Makrolide Mittel der Wahl. Nach der Entfieberung kann auf die orale Gabe von Telithromycin, Clarithromycin oder Roxithromyin übergegangen werden, wobei diese mindestens über 3 Wochen durchgeführt werden sollte. Bei schweren Verläufen sowie bei Immunsuppremierten sollte zudem Rifampicin verabreicht werden. Als Alternative in der Therapie können Chinolone, wie Levofloxacin, Moxifloxacin oder Ciprofloxacin, eingesetzt werden.

Viele Hotels und Krankenhäuser haben dem Legionellen-Problem bereits Rechnung getragen und die Wasserversorgung mit den heute empfohlenen Strategien verbessert. Allerdings kann heute von keiner Maßnahme eine 100%ige Wirksamkeit erwartet werden. Dies gilt insbesondere für Hotels in Ländern des Mittelmeerraumes, wo es regelmäßig zu Ansteckung von Urlaubern kommt. (Prof. Dr. Tino F. Schwarz, Facharzt für Labormedizin, Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, Würzburg, Redaktion medizin.de)

Quelle: medizin.de

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