Hannover (ddp). Suchtkranke, die Heroin auf Rezept erhalten, leben einer Studie zufolge gesünder und begehen weniger Beschaffungsdelikte. Das geht aus der am Dienstag in Hannover vorgestellten bundesweiten Heroinstudie hervor. Dieser Untersuchung zufolge verbesserte sich nicht nur der Gesundheitszustand der Teilnehmer. Auch der illegale Drogenkonsum habe deutlich abgenommen, sagte Hannovers Sozialdezernent Thomas Walter. Zu vergleichbaren Ergebnissen waren auch Vorgängerstudien in der Schweiz und den Niederlanden gekommen. An der Studie teilgenommen haben die Städte Bonn, Karlsruhe, Köln, München, Frankfurt am Main und Hannover. Bei dem Modellprojekt erhielten 1120 Heroinabhängige Drogen aus staatlicher Hand. Eine Gruppe von Abhängigen bekam hochreines Heroin als Medikament, eine Kontrollgruppe erhielt die Ersatzdroge Methadon. Beide Gruppen bestanden aus Schwerstabhängigen, bei denen bisherige Therapien erfolglos blieben. «Wir haben jetzt eine Grundlage, um die Behandlung mit Hilfe von Originalstoffen als Medikament für Schwerstabhängige weiterführen zu können», sagte Walter. In Hannover sollen Patienten noch über das offizielle Ende der Studie hinaus bis Ende des Jahres behandelt werden. Dafür stellt der Haushalt 350 000 Euro zur Verfügung. Walter rechnet damit, dass Heroin als Arzneimittel zum 1. Januar 2007 zugelassen wird. Zudem erwarte er für die zweite Jahreshälfte 2006 konkrete Aussagen des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen, ob und wann die heroingestützte Behandlung in die Regelversorgung der Krankenkassen aufgenommen wird. Nach Schätzungen Walters gibt es in Hannover bis zu 6000 Drogenabhängige. Das Modellprojekt kostete in der niedersächsischen Landeshauptstadt etwa vier Millionen Euro. Bundesweit nehmen den Angaben zufolge etwa 150 000 Menschen regelmäßig Heroin. Etwa ein Drittel bekomme derzeit die Ersatzdroge Methadon.

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