Die Medikamenten-Sucht ist den Vereinten Nationen zufolge weltweit stark im Steigen. In den USA habe sie bereits Drogen wie Heroin oder Kokain überholt, stellte der Internationale Suchtstoffkontrollrat (INCB) in seinem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht für 2006 fest. Auch in anderen Teilen der Welt sei der Missbrauch von rezeptpflichtigen Medikamenten und deren illegaler Handel drauf und dran, den Konsum von Drogen zu übertreffen. Der INCB befürchtet deshalb einen Anstieg der Todesfälle. Vielen Abhängigen sei nicht bewusst, dass der Missbrauch von Arzneien gefährlicher sein könne als jener anderer Rauschmittel.

„Die besonders starke Wirkung einiger synthetischer Suchtstoffe, die als rezeptpflichtige Medikamente erhältlich sind, stellt in Wirklichkeit ein höheres Risiko der Überdosierung dar als der Missbrauch von illegalen Drogen”, warnte der Präsident des INCB, Philip Emafo. Der Rat rief alle Regierungen auf, ihre Polizeibehörden auf den zunehmenden illegalen Handel und Missbrauch von Arzneimitteln aufmerksam zu machen.

Zudem werde in vielen Ländern der Markt mit gefälschten Arzneimitteln überschwemmt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass bis zu 50 Prozent der in Entwicklungsländern verwendeten Medikamente gefälscht seien. Diese könnten gesundheitliche Schäden verursachen oder lebensgefährlich sein. So seien 1995 in Afrika 2500 Menschen wegen gefälschter Impfstoffe gestorben. In Entwicklungsländern seien Suchtstoffe häufig auf Straßenmärkten erhältlich, während sie in Industrieländern von illegalen Apotheken im Internet ohne die Vorlage eines Rezepts abgegeben würden. Diese illegalen Vertriebswege hätten sich rasant ausgebreitet, sagte Emafo.

Die aufputschende Partydroge Ecstasy ist dem Rat zufolge nach Cannabis die am häufigsten konsumierte Droge in Europa. Der amphetaminhaltige Stoff werde in Labors in den Niederlanden, Polen, Belgien, Litauen und Estland hergestellt. Für Kokain sei Europa nach Nordamerika zum zweitgrößten Markt geworden. Zehn Prozent der Drogensüchtigen in Behandlung in der Europäischen Union seien von Kokain abhängig. Der Konsum von Heroin sei in West- und Mitteleuropa stabil geblieben und zum Teil sogar rückläufig.

Der Rat äußerte sich besorgt über die Verschlechterung der Kontrolle der Rauschgifterzeugung in Afghanistan. Im vergangenen Jahr sei der Schlafmohnanbau um 59 Prozent und die Opiumproduktion um beinahe 50 Prozent auf eine Rekordhöhe von 6.100 Tonnen gestiegen. Geschmuggelt würden Opiate und Heroin über Iran, Pakistan und zentralasiatische Länder. Auf den Transitstrecken sei der Drogenkonsum gestiegen. So weist der Iran dem INCB zufolge die weltweit höchste Missbrauchsrate bei Opiaten auf.
Quelle: n-tv.de

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