Gebärmutterhalskrebs: Diese Diagnose trifft jährlich bis zu 6500 Frauen in Deutschland. Ursache ist eine Infektion mit Warzenviren. Die Viren kommen unbemerkt: Frauen stecken sich zumeist beim Sex an. Endlich gibt es auch in Deutschland einen Impstoff.

Hamburg - Rund 1800 Frauen sterben jährlich an den Folgen der Krankheit. Bei weiteren 100.000 Frauen stoßen Gynäkologen bei Vorsorgeuntersuchungen auf Vorstufen der bösartigen Tumore - und operieren. Seit den 1980er Jahren ist klar, was die Entartung der Zellen auslöst: Warzenviren. Diese Entdeckung machte den Weg frei für die Entwicklung eines Impfstoffs. Durch die inzwischen auch in Deutschland erhältliche Impfung hoffen Mediziner, den Großteil der Gebärmutterhalskrebsfälle vermeiden zu können, und plädieren für Reihenimpfungen.

Warzenviren sind eine große Gruppe: Mehr als 100 verschiedene menschliche Papillomviren (HPV) sind bekannt. 40 befallen die Schleimhaut des Menschen. 13 davon sind stark krebsauslösend. Doch 70 Prozent aller weltweiten Fälle von Gebärmutterhalskrebs gehen auf das Konto von nur zwei Hochrisiko-Typen: HPV-16 und HPV-18. Unter anderem gegen diese wirkt die nun erhältliche Impfung. „Der Impfstoff wurde an 20 000 Frauen zwischen 16 und 26 Jahren getestet”, sagt eine Sprecherin vom Paul-Ehrlich-Institut in Langen, dem Bundesinstitut für Impfstoffe. „Dabei konnte gezeigt werden, dass sich bei keiner einzigen geimpften Frau eine Läsion - also die Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs - bildete”.

Als erste gesetzliche Krankenkasse in Deutschland übernimmt nun die Techniker Krankenkasse (TK) für einen Teil ihrer Mitglieder die Kosten der Impfung von rund 500 Euro. Alle Mädchen im Alter von 11 bis 18 Jahren können sich die drei Spritzen kostenlos geben lassen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Berliner Robert Koch-Institut berät derzeit über eine allgemeine Impfempfehlung.

HPV-Infektionen bei mehr als zwei Drittel aller Frauen

Weltweit betrachtet sind HPV-Infektionen die häufigste beim Geschlechtsverkehr übertragene Krankheit, berichtet die Europäische Arzneimittelbehörde (EMEA) inihrer Beurteilung der Impfstoffe. Fünf Jahre nach dem „ersten Mal” habe bei der Hälfte aller jungen Frauen mindestens einer der 40 Erreger den Weg in den Körper gefunden. „Mehr als zwei Drittel aller Frauen werden in ihrem Leben mindestens ein Mal mit einem oder mehreren Typen des Virus infiziert”, sagt der Kölner Virologe Herbert Pfister. In den meisten Fällen tötet das Immunsystem den Keim ab. Nur bei einem Teil der Frauen versteckt sich das Virus im Körper, manche bekommen Krebsvorstufen - und ein geringer Teil Krebs. Häufig vergehen bis dahin viele Jahre.

Das Ziel der Impfbefürworter ist hoch gesteckt. Werden möglichst viele Menschen geimpft, ließe sich die Zahl der weltweit jährlich 500.000 Gebärmutterhalskrebsfälle drastisch reduzieren, sagt Krebsforscher Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Dafür jedoch müssten Mädchen geimpft werden, bevor sie Kontakt mit dem Virus hatten, idealerweise also vor den ersten Sex-Erfahrungen.
Quelle: www.welt.de

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