Ein Gläschen am Tag kann das Gedächtnis verbessern. Alkohol konserviert allerdings vor allem negative Erinnerungen - und schadet der Leber.

Das stellten Matthew During und seine Kollegen von der University of Auckland in Neuseeland fest, als sie Laborratten unterschiedliche Mengen Alkohol verabreichten.

Die eine Gruppe Tiere erhielt vier Wochen lang nur moderate Mengen alkoholischer Getränke, einer zweiten Gruppe verabreichten die Forscher deutlich größere Alkoholmengen. Eine dritte Gruppe von Tieren schließlich blieb abstinent.

Anschließend testeten die Forscher das Wahrnehmungs- und Erinnerungsvermögen der Tiere. Dazu setzten sie die Nager in eine hell erleuchtete Box, die über eine Tür mit einem unbeleuchteten Käfig verbunden war. Da Ratten Dunkelheit bevorzugten, eilten sämtlich Versuchstiere in den dunkleren Raum. Doch hier erwartete sie eine böse Überraschung in Form eines leichten Stromschlags.

Alkohol trübt keine schmerzlichen Einnerungen

24 Stunden später wiederholten die Forscher den Versuch. Dabei beobachteten sie, dass die mäßig und die stark alkoholisierten Ratten zweieinhalb- bis viereinhalbmal so lange zögerten, den dunklen Raum zu betreten, wie die abstinenten. Offenbar hatte sich die Erinnerung an den Stromschlag tiefer in ihr Gedächtnis gegraben. „Wer trinkt, um schmerzliche Erinnerungen zu vergessen, könnte das genaue Gegenteil bewirken”, folgern die Forscher.

In vorangegangenen Test, in denen die Forscher das neutrale Gedächtnisvermögen der Tiere untersucht hatten, schnitten die stärkeren „Trinker” unter den Ratten schlechter ab als ihre mäßig konsumierenden Artgenossen. Auf die Erinnerung von neutralen Ereignissen wirkt starker Alkoholgenuss also nicht förderlich.

Eine Analyse der Rattenhirne brachte zutage, dass moderate Mengen von Alkohol die Zahl bestimmter Rezeptoren im Gehirn erhöhen, der so genannten NR1. Forscher gehen davon aus, dass diese Andockstellen für Botenstoffe eine wichtige Rolle für das Lernen und das Gedächtnis spielen.

Schäden an Leber und Nervenbahnen

Die Untersuchungen ergaben weiter, dass die größeren Alkoholmengen bereits erste Schäden im Lebergewebe und in den Nervenzellen der Ratten angerichtet hatten. Eine moderate Alkoholmenge hatte hingegen keine negativen Auswirkungen auf Gehirn und Lebergewebe - zumindest nicht für die relativ kurze Versuchsdauer von vier Wochen.

Ihre Ergebnisse stellten die Forscher auf dem Jahrestreffen der Society for Neuroscience in Atlanta vor.

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