London (ddp). Frauen haben häufig einen weniger ausgeprägten Orientierungssinn als Männer, weil sie ein schlechteres Gedächtnis für räumliche Zusammenhänge haben. Sie merken sich eher markante Punkte in der Landschaft wie Kirchen, Tankstellen oder andere auffällige Gebäude, haben zwei schottische Forscherinnen gezeigt. Männer dagegen speichern sowohl solche optischen Hinweise als auch räumliche Zusammenhänge ab, ohne dabei eine der beiden Strategien zu bevorzugen. Über ihre Arbeit berichten Catherine Jones und Susan Healy von der Universität Edinburgh in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society B” (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.22006.3572). Die meisten Männer können sich Wege besser merken und finden sich auch auf Landkarten leichter zurecht. Bereits frühere Studien hatten gezeigt, dass dahinter eine unterschiedliche Strategie steckt, sich zu orientieren. Das spiegelt sich etwa in der Art wider, wie Männer und Frauen eine Wegbeschreibung aufbauen: Während sich die Männer auf Himmelsrichtungen und Entfernungen konzentrieren, beschreiben Frauen fast ausschließlich markante Punkte. Ob sich die Herangehensweise jedoch deswegen so stark unterscheidet, weil beide Geschlechter unterschiedliche Informationen auswerten oder ob sich Frauen tatsächlich räumliche Zusammenhänge schlechter merken können, war bislang unklar. Um das zu untersuchen, führten Jones und Healy verschiedene Tests mit 97 Freiwilligen durch. Einige der Tests waren nur mithilfe von räumlichen Informationen zu lösen, während für andere ausschließlich visuelle Hinweise wichtig waren. In einem letzten Test untersuchten die Forscherinnen schließlich, welche Informationen für die männlichen und weiblichen Probanden jeweils am hilfreichsten waren. Das Ergebnis: Frauen schnitten in den räumlichen Tests sehr viel schlechter ab als Männer. Hingegen waren die Leistungen bei den Aufgaben, bei denen es auf optische Merkmale ankam, praktisch gleich. Frauen haben demnach ein sehr viel schlechteres Gedächtnis für räumliche Anordnungen und verwenden hauptsächlich optische Informationen zum Orientieren, schließen die Forscherinnen. Männer können dagegen die räumlichen und die visuellen Hinweise gleich gut verwerten. Das erkläre auch, warum sich Frauen lediglich in einigen wenigen Situationen, beispielsweise in geschlossenen Räumen, besser orientieren können als Männer: Während sich Frauen ausschließlich auf die in solchen Fällen wichtigeren optischen Informationen konzentrieren, teilen die Männer ihre Aufmerksamkeit zwischen den wesentlichen und den unwesentlichen Informationen auf, schreiben die Wissenschaftlerinnen. Sie wollen nun prüfen, welchen Vorteil diese Art der Orientierung den Frauen während der frühen Entwicklung gebracht haben könnte.

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