Der Druck, einen Höhepunkt bekommen zu müssen, verleidet den meisten Frauen die Freude am Sex, so die Vorabergebnisse einer Studie, die sich mit Stressfaktoren in der Liebe beschäftigt.

Sex kann Körper und Geist befriedigen und tiefe Entspannung schenken. Doch bei vielen wollen sich diese Empfindungen nicht einstellen. Dann wird Sex zu Stress. „Ursache dafür ist vor allem der gewaltige Erwartungsdruck, unter dem Frauen, aber auch Männer leiden”, erklärt Sexualwissenschaftlerin Ulrike Brandenburg von der Universität Aachen. Die meisten Frauen sind immer noch davon überzeugt, dass zum Sex immer ein „richtiger” Orgasmus gehört, dass sie allein durch den Geschlechtsverkehr mit dem Mann den Höhepunkt erreicht. „Dieser Glaube gehört jedoch zu den typischen Sexmythen und hat mit der „Realität überhaupt nichts zu tun”, räumt die Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin mit dem Vorurteil auf.

Sex ist entwicklungsfähig

So berichten viele Frauen, dass sich der Partner zwar alle Mühe gibt, sie zu befriedigen – trotzdem klappt es nicht. Wenn sie jedoch masturbieren, haben sie meist keine Schwierigkeiten, einen Orgasmus zu erreichen. Ulrike Brandenburg rät hier, mit dem Partner über diese Dinge zu sprechen und sich das Problem bewusst zu machen. „Mit Gewalt geht gar nichts – es ist auch eine Portion Hingabe nötig, die vielen Frauen heute schwer fällt”, stellt Ulrike Brandenburg fest. Frauen leben heute meist sehr autonom und kontrollieren sich stark. Diese Haltung macht es ihnen schwer, sich bei ihrem Partner fallen zu lassen. „Es ist einen Versuch wert, das Thema Sex nicht ganz so ernst zu nehmen, nicht wie ein Hochleistungscamp, sondern eher wie eine Experimentierwerkstatt. Es kann hilfreich und entlastend sein, Sex sozusagen als Baustelle zu betrachten, also als etwas, das sich im Aufbau befindet und entwicklungsfähig ist”, vergleicht die Sexexpertin. Dazu gehört, ohne Orgasmuszwang gemeinsam sexuelle Erfahrungen zu machen. „Erlauben Sie sich also, auch mal keinen Orgasmus zu haben”.

Unzufrieden mit dem eigenen Körper

Im Rahmen der Studie „Stressless Sex”, die Ulrike Brandenburg zusammen mit anderen Expertinnen leitet, werden rund 500 Frauen zu ihrem Sexualleben befragt und insbesondere dazu, was es beeinträchtigt. Eine Auswertung der Vorstudie, für die mittels persönlichen qualitativen Interviews 20 Frauen befragt wurden, ergab, dass typische Stressoren Orgasmusdruck, sexuelle Lustlosigkeit sowie Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper sind. Die endgültigen Ergebnisse der quantitativen Studie werden Ende des Jahres veröffentlicht.
Quelle: focus.msn.de

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