Übungs-Szenario

An einem Samstag Nachmittag gegen 17 Uhr wirst Du an Deinem Posten auf eine etwa 30 Jahre alte männliche Person aufmerksam, die durch lautes Schreien auffällt.
Deine erste Beobachtung ergibt, dass sich die Person offensichtlich beim Anzünden eines Grills verbrannt hat. Dein Postenführer entscheidet, Dich mit einem weiteren Rettungsschwimmer an die Unfallstelle zu entsenden. Ihr nehmt wie immer eine Verbandstasche und ein Funkgerät mit.
Als ihr bei der Person eintrefft ergeben Eure Befragungen, dass der Mann versucht hat, seinen Grill mit Brennspiritus (einer hochentzündlichen Flüssigkeit) anzuzünden. Es kam zu einer großen Stichflamme, wodurch sich der Mann die Verbrennungen zugezogen hat. Betroffen sind der linke Arm und ein Teil der Brust. Erkennbar sind sich bildende Hautblasen. Eine Einatmung von Flammen hat nicht stattgefunden. Die Person trägt nur eine Badehose, die nicht verbrannt ist.

Frage

Wie gehst Du vor, um der Person zu helfen?

Lösung

Es handelt sich um eine größere Verbrennung, die mindestens zweitgradig ist. Letzteres kann anhand der Blasen festgestellt werden. Nach der sogenannten "Neunerregel" für Verbrennungen bei Erwachsenen ist wahrscheinlich von einer verbrannten Körperoberfläche von mehr als 15% auszugehen. Somit besteht akute Schockgefahr. Verstärkt wird diese durch die starken Schmerzen, die der Mann haben dürfte (daher die Schreie).
Als durchzuführende Maßnahmen sind folgende zu empfehlen:
  • Beruhigung der betroffenen Person
  • Sofortiges Kühlen mit Wasser. Achtung, dabei kein Eiswasser sondern etwa 20°C warmes Wasser verwenden! Es kann zum Kühlen auch das Wasser aus dem Baggersee benutzt werden. Hygienische Bedenken sind zu vernachlässigen.
  • Die Kühlung sollte bei kleinen Verbrennungen solange durchgeführt werden, bis die Schmerzen deutlich nachgelassen haben (10 bis 15 Minuten).
  • Bei großen Verbrennungen (wie im vorliegenden Fall) nicht zu ausgiebig und nicht mit zu kaltem Wasser kühlen, weil es durch die Kühlung von großen Hautbereichen zu einer Unterkühlung des Verletzten kommt, was sich negativ auf dessen Überlebens- und Heilungschancen auswirkt. Eventuell können auch feuchte Brandwundenverbandtücher zur Kühlung verwendet werden.
    Als Transportgefäß bieten sich Getränkeflaschen an, die vorher gründlich ausgespült werden.
  • Über Funk wird die Leitstelle informiert. Neben einer präzisen Standortangabe (Planquadrate) wird eine kurze Beschreibung der Lage abgegeben, die Anforderung eines Rettungswagens mit Notarzt ist erforderlich. Gleichzeitig müssen für eine eventuelle Einweisung des Rettungsdienstes entsprechende Maßnahmen durch die Leitstelle eingeleitet werden. Falls auf dem Posten noch ausreichend Personal zur Verfügung steht, kann ein weiterer Wachgänger zur Unterstützung angefordert werden.
  • Aufgrund der Schockgefahr muss die Person in Schocklage auf dem Boden gelagert werden. Es muss für eine Wärmeerhaltung (Rettungsdecke!) an den nicht betroffenen Bereichen gesorgt werden. Es wird regelmäßig eine Kontrolle der Lebensfunktionen durchgeführt.
  • Sollte der Rettungsdienst bis zum Ende der Kühlungsmaßnahmen noch nicht eingetroffen sein, so werden die Brandwunden mit Brandwundenverbandtüchern locker keimarm bedeckt.
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