DRK Oberhausen-Rheinhausen im Einsatz bei Flutkastastrophe im Landkreis Bitterfeld/Sachsen-Anhalt
Am 13. August dieses Jahres begann für
unseren Landkreis Bitterfeld ein sehr schweres Kapitel seiner Geschichte.
Es entwickelte sich eine Hochwasserlage in den Ortschaften in Muldennähe
und wurde zur schwersten Hochwasserkatastrophe der Geschichte unseres
Landkreises. ......Ihre Hilfskräfte standen uns mit ihrer Technik
zur Absicherung und Sicherstellung der Arbeiten im Hochwassergebiet vor
Ort ebenso zur Verfügung, wie zur Versorgung evakuierter und geschädigter
Personen, incl. deren Betreuung in Form eines Notfallverbandplatzes und
zur Aufrechterhaltung des Regelrettungsdienstes., so Herr
Dr. Grimmer, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Landkreis Bitterfeld,
in seinem Dankschreiben für den raschen DRK-Einsatz im Katastrophengebiet
von Bitterfeld.
Chemiepark Bitterfeld bedroht durch das Hochwasser des „Flüsschens“ Leine
Nicht gezögert haben die Helferinnen und Helfer
des DRK Ortsvereins Oberhausen-Rheinhausen, als am Freitag, den 16.08.02
gegen 11.30h der Hilferuf aus Bitterfeld die Alarmierung des gesamten
DRK Kreisverband Karlsruhe zur Folge hatte. Binnen einer Stunde stand
fest, das DRK Oberhausen-Rheinhausen entsendet fünf Helfer und ein
Einsatzfahrzeug mit Geräten für den 1. Hilfskonvoi nach Bitterfeld.
Schon mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube und mit ein paar
Utensilien, die in einen Rucksack passten, starteten die Helferinnen und
Helfer des DRK Oberhausen-Rheinhausen mit dem 1.Konvoi des DRK Kreisverbandes
Karlsruhe um 19.00 Uhr in Bruchsal. Nach 10stündiger Nachtfahrt erreichte
der Konvoi aus Rettungs- und Krankenwagen, Material- und Mannschaftstransportfahrzeugen,
LKW’s und einer Feldküche den Ortsrand von Bitterfeld. Das
Vorauskommando des DRK hatte bereits ein Quartier für den Hilfskonvoi
sichergestellt. Dort standen uns Räume für die Führungsgruppe,
die Logistikgruppe sowie ein Schlafsaal zur Verfügung.
Kurz nach dem Eintreffen verschaffte sich die DRK-Führungsgruppe
einen Überblick über die Situation in der Region. Ein Drittel
der Stadt Bitterfeld hatte das Hochwasser bereits voll erfasst. Unter
anderem auch das Kreiskrankenhaus sowie die Rettungswache von Bitterfeld.
Die nördlich gelegeneren Ortschaften (Jeßnitz, Raguhn, Altjeßnitz....)
standen meterhoch unter Wasser. Das ehemalige Braunkohletagebaugelände
„Goitzsche“ lief aufgrund eines Dammbruches voll und droht
die restlichen Stadtgebiete und den Chemiepark Bitterfeld zu überfluten.
Die Evakuierung der betroffenen Bevölkerung war bereits angeordnet
(14.000 Menschen). Viele Bewohner sind der Anordnung jedoch nicht gefolgt
und befanden sich noch in ihren Häusern und Wohnungen.
An der ICE-Strecke Berlin-Leipzig, Höhe Bitterfeld-Greppin
im Hintergrund: die Goitzsche (ehemaliges Tagebaugelände), vorne links: zwei Dammbrüche
Immer im Blickwinkel, dass uns jederzeit ein Dammbruch
an der Goitzsche oder Leine ein Totalüberflutung der Stadt Bitterfeld
bescheren würde, haben wir uns rasch auf die Situation eingestellt
und uns vor Ort eingerichtet. Uns wurden von Seiten des Leitenden Notarztes
vier Ärzte zugewiesen, die gemeinsam mit uns die Sichtungszelte (Triage)
für eingehende Notfallpatienten betrieben haben. Insgesamt 227 Patienten
wurden in hier gesichtet und ggf. von uns in weiter entfernte Kliniken
verlegt.
Die Einrichtung eines Notverbandplatzes. Das Krankenhaus von Bitterfeld stand unter Wasser
Notunterkünfte für evakuierte Einwohner und betreuungspflichtige Personen aus Bitterfeld
Der DRK- Rettungsdienst Bitterfeld, zuständig für
den Stadt- u. Landkreis Bitterfeld, wurde selbst Opfer des Hochwassers
und musste angestammte Räumlichkeiten verlassen. Die seit mehreren
Tagen durcharbeitenden Kollegen waren völlig erschöpft und übermüdet.
Eine Sicherstellung des regulären Rettungsdienstes sah der zuständige
Rettungsdienstleiter gefährdet und bat uns um Hilfe.
Unterstützt von Beamten des Landratsamtes Bitterfeld,
die uns als ortskundige Einweiser (Scouts) den Weg wiesen, haben wir darauf
auch den regulären Rettungsdienst in der Region übernommen.
Sanitäts-Unimogs der Bundeswehr wurden uns für den Transport und zur Rettung von Patienten aus überflutetem Gebieten
zur Verfügung gestellt
Zwischenzeitlich konnte die Feldküche auch ihre
Betriebsbereitschaft vermelden. Der Feldkochherd war abgesetzt, die gesamte
Ausrüstung aufgebaut. Und so ging es für die Küche auch
gleich ans Werk. Für Einsatzkräfte, freiwillige Helfer aber
auch für Flutopfer in Orten ohne Strom und Wasser kochten die DRK-Feldköche.
Verstärkt durch einen zweiten Herdkochherd, der uns mit unserem 2.Konvoi
erreichte, produzierten die beiden Heldküchen insgesamt ca. 38.000
warmer Mahlzeiten während unseres Einsatzes.
Einrichtung eines Feldkochherdes
Essensausgabe
Die freiwilligen Helfer wurden von unseren Feldküchen auch vor Ort mit warmen Mahlzeiten versorgt.
Aufgrund der hochsommerlicher Wetterlage (30Grad im Schatten
und hohe Luftfeuchtigkeit) kollabierten täglich zahlreiche zivile
Helfer, Bundeswehrangehörige und techn. Hilfskräfte beim Abfüllen
und Transportieren von Sandsäcken. Wir erhielten vom Katastrophenschutzstab
den Auftrag an jeder dieser Arbeitsstellen eine ausreichende Anzahl an
Sanitätsfachkräften zu postiert. Auch Krankenwagen für
die rasche Versorgung und den Transport von kollabierten Helfern zu unserem
Intensivversorgungszelten wurden von uns ausreichend bei Tag und Nacht
dort bereitgestellt.
Tausende von Helfer waren im Bereich Bitterfeld bei den verschiedenen Dammsicherungsmassnahmen freiwillig tätig.
Lediglich diese Sandsackverbauung schützt noch vor der völligen
Überflutung des Stadtkerns von Bitterfeld durch das Wasser der vollgelaufenen Goitzsche.
vor der tägliche Einsatzbesprechung
Am Ende des einwöchigen Einsatzes, in dem 250 DRK-Helfer
insgesamt über 22.000 Stunden leisteten, gilt es auch Bilanz zu ziehen.
Es steht ausser Frage...unsere Hilfe wurde mehr als nötig gebraucht!
Wir werden auch weiterhin in Kontakt mit den Kollegen in Bitterfeld bleiben.
Den DRK-Einsatzkräften Carina Heß, Tobias
Kuhmann, Jörg Röhrig, Marco Stöckle, Stefan Zieger, dankt
der DRK Ortsvereins Oberhausen-Rheinhausen für deren kurzfristigen
Einsatz in Bitterfeld. Danken möchten wir auch den Arbeitgebern unserer
DRKler, die sich sofort bereiterklärten unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte
freizustellen.
Gefreut haben wir uns natürlich über den tollen
Empfang bei unserer Rückkehr aus Bitterfeld. Kreisverbandsvorsitzender
Kurt Bickel und Geschäftsführer Jörg Biermann hatten alle
Helfer zum Empfang in den Hoepfner-Burghof in Karlsruhe eingeladen. Neben
Staatssekretär Heribert Rech haben sich auch gut ein Dutzend Bürgermeister
der Region es sich nicht nehmen lassen, uns Helfer willkommen zu heissen.
Auch Bürgermeister Büchner war unter den Gästen.
Wir werden versuchen unsere Erfahrungen aus unserem Hochwassereinsatz in Bitterfeld auch in unsere
örtliche Arbeit einfliessen zu lassen.