Der häufigste Krebs bei Frauen ist Brustkrebs: Nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts in Berlin erkranken jährlich rund 47 500 Frauen an dieser Krebsart.

Mehr als 17 000 sterben daran, weil die Tumore oft zu spät erkannt werden und die Heilungschancen dadurch sinken. Das soll sich ändern: Für ältere Frauen wird derzeit bundesweit das Mammographie-Screening eingeführt, mit dem Brustkrebs früher diagnostiziert werden kann. Ziel ist, die Zahl der Todesfälle zu senken und schonende Behandlungen zu ermöglichen.

Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter. «Im Durchschnitt erkranken Frauen mit 63 Jahren an Brustkrebs», sagt Andrea Gaisser, Ärztin am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Je länger eine Frau weiblichen Geschlechtshormonen ausgesetzt sei, desto größer sei das Erkrankungsrisiko. Auch Hormonersatztherapien in den Wechseljahren und Übergewicht wirken sich negativ aus. Die Hauptursache für Brustkrebs sind aber Genveränderungen. Fünf bis zehn Prozent der Fälle lassen sich darauf zurückführen.

Bei Brustkrebs gibt es kaum Präventionsmöglichkeiten, um so wichtiger ist die Früherkennung. Tumore, die durch Abtasten der Brust gefunden werden, sind oft schon rund zwei Zentimeter groß. «Die Heilungschancen liegen dann nur bei etwa 65 Prozent», sagt Gaisser. Mit der Mammographie können viel kleinere Tumore entdeckt werden.

«Bis ein Zentimeter Größe liegt die Heilungschance oft bei über 90 Prozent.» Deshalb befürworten viele Experten das Mammographie-Screening.

«Eine Mammographie ist eine Röntgenuntersuchung der Brust, Screening bedeutet, dass es sich um Früherkennung im Rahmen eines Programms handelt», erklärt Maria Mester von der Kooperationsgemeinschaft Mammographie-Screening in Köln. In Schweden, Großbritannien und den Niederlanden gibt es das Screening bereits. Bis 2007 soll es in Deutschland flächendeckend eingeführt werden.

Bisher wird das Screening in Bayern, Bremen, Niedersachsen und einzelnen weiteren Regionen angeboten. Bis Ende des Jahres soll es außerdem auf Teile Hessens und Nordrhein-Westfalens ausgeweitet werden. Frauen in Hamburg, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und dem Saarland müssen voraussichtlich bis 2007 warten.

In Bundesländern mit Mammographie-Screening werden alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren zu einem festen Termin in eine so genannte Screening-Einheit eingeladen. Sie können sich darüber hinaus aber auch selbst anmelden, sagt Mester.

Wie weit die Screening-Einheit entfernt liegt, ist von Region zu Region unterschiedlich. «Auf rund 900 000 Einwohner kommt eine Einheit», sagt Roland Stahl, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Berlin. Die Untersuchung ist kostenlos. «Da es sich um eine Vorsorge-Untersuchung handelt, fällt keine Praxisgebühr an.» Bisher wurden Mammographien nur bei einem konkreten Verdacht auf Brustkrebs eingesetzt und von den Krankenkassen bezahlt. Die Ärzte und Radiologen, die die Mammographie im Rahmen des Screenings anbieten, sind besonders geschult. «Weil eine bestimmte Routine die Treffsicherheit erhöht, muss jeder Arzt pro Jahr mindestens 5000 Röntgenbilder lesen, außerdem wird jedes Bild von zwei Ärzten unabhängig voneinander angeschaut», sagt Mester. Dadurch sei die Diagnose relativ sicher.

Innerhalb von sieben Tagen nach der Untersuchung bekommt die Patientin Bescheid. Wenn kein Knoten gefunden wurden, erhält sie erst nach zwei Jahren eine erneute Einladung zum Screening. Sind dagegen Auffälligkeiten auf dem Röntgenbild zu sehen, werden die Frauen zu einer weiteren Untersuchung bestellt. Dort wird die Brust mit Ultraschall oder einer zweiten Mammographie untersucht. Im Zweifelsfall muss Gewebe entnommen und untersucht werden. Danach steht fest, ob es sich bei den Knoten um Brustkrebs handelt.

Am flächendeckenden Mammographie-Sceening gibt es auch Kritik. Ingrid Mühlhauser, Ärztin und Wissenschaftlerin an der Universität Hamburg, weist auf die Nachteile hin: «Dazu zählen falsche Befunde und unnötige Behandlungen.» 5 bis 10 von 100 Frauen müssten sich wegen eines falschen Verdachts weiteren Untersuchungen unterziehen, die mit enormen psychischen Belastungen einhergehen. Durch die Früherkennung würden außerdem Veränderungen als Krebs diagnostiziert, die ohne Mammographie nie auffällig geworden wären.

Der im vergangenen Jahr veröffentlichte Cochrane-Review, eine Zusammenfassung von sieben Studien, kommt zu dem Schluss, dass durch das Screening die Überlebenszeit der Brustkrebspatientinnen nicht verlängert wird. Jede Frau müsse die Vor- und Nachteile abwägen, sagt Mühlhauser.

Neben der Mammographie sollten Frauen einmal im Monat selbst ihre Brust abtasten, empfiehlt Peter Hausser, vom Vorstand des Berufsverbandes der Frauenärzte in München. Besonders sorgfältig sollte dabei der obere, äußere Teil der Brust untersucht werden.

Wichtig sei auch, auf äußere Symptome wie Schwellungen, Rötungen, blutige Absonderungen aus den Brustwarzen oder Lymphdrüsenschwellungen zu achten.

«Das sind Alarmzeichen, bei denen man sofort zum Arzt gehen und auf einer Mammographie bestehen sollte.» Information: Fragen zum Mammographie-Screening beantwortet die Hotline des Deutschen Krebsforschungszentrums, montags bis freitags von 8.00 bis 20.00 Uhr (Tel.: 06221/42 41 42).

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