London (ddp). Britische Wissenschaftler haben ein Verfahren zur Gewinnung eines universellen Gegengifts bei Schlangenbissen entwickelt. Das Mittel kann bei Bissen mehrerer afrikanischer Schlangenarten eingesetzt werden und soll billiger in der Herstellung sein als herkömmliche Gegengifte. Damit könnten gerade in den Entwicklungsländern, wo Schlangenseren für die Bevölkerung oft unbezahlbar sind, Menschenleben gerettet werden, meldet der Online-Dienst des Wissenschaftsmagazins „New Scientist” (6. Juni). Bisher werden Schlangenseren meist mithilfe von Pferden hergestellt, denen eine nicht tödliche Dosis Schlangengift injiziert wird. Einige Tage später kann aus dem Blut der Tiere das bei einem Schlangenbiss als Gegengift wirkende Serum gewonnen werden. Da dieses Verfahren sehr aufwändig ist und die so hergestellten Seren für Entwicklungsländer meist zu teuer sind, haben viele Pharmaunternehmen die Herstellung von Schlangenseren eingestellt. Zudem können die Seren immer nur gegen Bisse einer bestimmten Schlangenart eingesetzt werden. Beide Nachteile wollen die britischen Forscher um Simon Wagstaff von der Liverpool School of Tropical Medicine mit ihrem neuen Verfahren nun umgehen. Die Wissenschaftler verwenden dabei anstelle des Originalgifts einer Schlange eine Art künstliche DNA. Diese Erbgutsequenz repräsentiert einen Querschnitt der für die Giftproduktion der Sandrasselotter relevanten Erbinformation. Diese Giftschlange ist in Westafrika weit verbreitet und für eine große Zahl von Todesfällen verantwortlich. Als die Forscher Mäusen die künstliche DNA injizierten, konnten sie anschließend aus dem Blut der Tiere ein Schlangenserum herstellen, das sich als sehr viel effektiver erwies als herkömmliche Gegenmittel. Zudem wirkte das Mittel nicht nur gegen das Gift der Sandrasselotter, sondern auch gegen Gifte anderer west- und nordafrikanischer Vipern. Mit dem neuen Verfahren hergestellte Schlangenseren könnten daher als universelle Gegengifte überall da eingesetzt werden, wo der Gebissene die Schlangenart nicht identifizieren konnte. Zur massenhaften Herstellung werden zwar auch hier Großtiere wie beispielsweise Pferde benötigt, doch könne wegen der Vielseitigkeit des Gegenmittels die Produktion auch für Entwicklungsländer interessant sein, sagt Wagstaff.

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