die Niere
Bild: die Niere

Aufbau und Funktion

Die Nieren bestehen aus ca. 1 Million Nephronen: Das sind kleine Einheiten, in die alle flüssigen Blutbestandteile hineingepresst werden. Diese Nephronen sind in einem komplizierten Muster so angeordnet, dass zwischen Blut und abfiltriertem Wassergemisch ein Konzentrationsgefälle an für den Körper wichtigen Stoffen entsteht – so gelangen Zuckermoleküle, Elektrolyte und auch Wasser wieder ins Blut zurück. Andere, für den Körper giftige oder unwichtige Stoffe wie Stoffwechselabbauprodukte (z.B. Harnsäure) werden dann mit dem restlichen Wasser in größeren Kanälchen gesammelt und gelangen über die Nierenbecken und den Harnleiter in die Harnblase. Dort sammelt sich der Urin – und ab einer bestimmten Urinmenge verspüren wir Harndrang. Über die Harnröhre wird der Urin ausgeschieden, der Verschluss der Harnröhre wird über mehrere Muskeln gesteuert. Unterhalb der Blase umschließt bei Männern ein walnussgroßes Organ, die Prostata, die Harnröhre. Sie gibt beim Samenerguss ein für die Spermien lebenswichtiges Sekret ab.

Die Nieren liegen normalerweise links und rechts neben der Lendenwirbelsäule – nach starkem Gewichtsverlust können sie auch mal tiefer wandern.

Beschwerden

Bei einer Entzündung können die Nieren schmerzen – wenn man vorsichtig auf den Rücken im Bereich der Lendenwirbelsäule klopft, tut es weh. Bei einer Nierenbeckenentzündung – die nach verschleppter Blasenentzündung vorkommt – tritt oft zusätzlich auch Fieber auf. Krampfartige Schmerzen treten bei einem Nieren- oder Blasenstein auf – der Körper versucht schubweise, den Stein herauszupressen.

Wenn die Niere ihren Dienst quittiert, werden Schadstoffe und Stoffwechselendprodukte nicht mehr ausgeschieden – es kommt zu Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) und einer zunehmenden Blutvergiftung, die zu Verwirrung und sogar zum Koma führen kann.

Eine vergrößerte Prostata – und die hat fast jeder ältere Mann – behindert die Blasenentleerung: Die Harnröhrenmuskulatur muss gegen einen höheren Druck anarbeiten, um den Urin aus der Blase zu pressen – tröpfelndes Wasserlassen und viele Toilettengänge sind die Folgen.

Umgekehrt ist eine Blasenschwäche mit vielen Toilettengängen oder das Unvermögen, Urin zu halten oder zum richtigen Zeitpunkt abzulassen, also die Harninkontinenz, ein sehr häufiges Symptom, das viele Ursachen haben kann.

Untersuchungsmethoden

Anamnese (Krankheitsgeschichte erfragen): Alle Beschwerden können durch gezieltes Fragen weiter eingegrenzt werden. So lässt sich bei Fieber und Schmerzen im Nierenbereich im Vorfeld häufig eine Blasenentzündung finden.

Inspektion (Betrachten) und Perkussion (Abklopfen): Urin ist normalerweise gelb: hellgelb, wenn wir ausreichend getrunken haben, und dunkler in Durstsituationen. Wenn Urin unangenehm riecht, ist eine Infektion wahrscheinlich – wird er dunkelbraun liegt der Verdacht auf die Stoffwechselerkrankung Porphyrie nahe. Bei Blut im Urin sollte man auch an eine Krebserkrankung denken. Wenn man viel häufiger als sonst auf die Toilette muss, kann das auf Diabetes hindeuten – die sogenannte Polyurie (viel Wasserlassen) ist ein häufiges Erstsymptom.

Wenn Nieren beim Abklopfen schmerzen, liegt meist eine Nierenbeckenentzündung vor. Bei einer Nierenkolik (wegen eines Steins) kann das Nierenlager so schmerzhaft sein, dass selbst eine leichte Berührung zu viel ist.

Urinuntersuchungen: Neben Farbe, Menge und Geruch werden die Inhaltsstoffe des Urins bestimmt – Zucker tritt normalerweise nicht im Urin auf und auch nur wenige Zellen. Bei Gicht ist beispielsweise die Ausscheidung von Harnsäure maximal ausgeschöpft – zum Gichtanfall kommt es, weil mehr Harnsäure im Körper anfällt, als die Niere ausscheiden kann.

Funktionstests: Hiermit wird vor allem die Nierenfunktion oder die Fähigkeit der Blase überprüft, Harn zu halten und gezielt mit kräftigem Druck abzugeben.

Blutuntersuchungen und eine Nierenbiopsie sind bei Glomerulonephritiden nötig, denn so kann man feststellen, warum eine Entzündung des Nierengewebes entstanden ist.

Ultraschall, Röntgen, Computertomographie und Magnetresonanztomographie: Im Ultraschall kann man die Form und Größe der Nieren beurteilen – selbst Zysten, einen Tumor oder kalkhaltige Steine sieht man gut. Auch Blase und Prostata sind im Ultraschall gut darstellbar. Weiterführende bildgebende Verfahren werden meist nur eingesetzt, wenn die Ausdehnung eines Tumors bestimmt werden soll. Eine Zystoskopie (Blasenspiegelung) wird zur Abklärung von Blut im Urin durchgeführt.

Erkrankungen

Nieren

Neben Entzündungen des Nierengewebes (Glomerulonephritiden) und Nierensteinen ist das Nierenversagen besonders hervorzuheben. Meist führen Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck zu dem schleichenden Ausfall der Nierenfunktion. Umgekehrt führt der niedrigere Durchfluss der Nieren bei Entzündungen zu Bluthochdruck, denn in den Nieren liegt ein wichtiger Blutdruckregler. Da die Niere über Blutdruck und auch Blutvolumen bestimmt, sind Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen oft gekoppelt.

Blase

Sehr häufig ist die Blasenentzündung, die zwar häufiger bei Frauen vorkommt, aber gerade auch ältere Männer mit Prostatavergrößerung stellen auch eine Risikogruppe dar.

Daneben ist die Blase auch bei der Reiter-Krankheit betroffen – das ist eine Folgeerkrankung nach einer Infektion.

Die Blasenschwäche oder Harninkontinenz beschreibt mehr ein Symptom, denn sie kann viele Ursachen haben und man unterteilt sie in verschiedene Formen: Stress- oder Belastungsinkontinenz (häufigste Form), Dranginkontinenz (auch Reizblase genannt) und Überlaufinkontinenz (eher bei Männern).

Auch Bettnässen gehört zur Inkontinenz – im ganz frühen Alter führt der nasse Popo dann zur Windeldermatitis.

Prostata

Die gutartige Prostatavergrößerung, die fast jeder ältere Mann hat, kann zu Blasenproblemen führen. Dazu abzugrenzen ist Prostatakrebs, der gute Heilungschancen hat, wenn er frühzeitig erkannt wird.

Therapeutische Maßnahmen

Viel Trinken ist die Devise bei Steinleiden und Infektionen. Wenn die Niere nur noch eingeschränkt funktioniert, ist eine Kontrolle von Wasserein- und -ausfuhr besonders wichtig, sonst kann es zu Flüssigkeitseinlagerungen kommen oder zur Vergiftung des Körpers mit Stoffwechselabbauprodukten. Bei Nierenversagen muss der Betroffene zur Dialyse. Die Dialyse ist eine Art Blutwäsche, bei der giftige Substanzen aus dem Blut entfernt werden. Betroffene sollten sich auch entsprechend ernähren, um den Körper zu entlasten.

Die Behandlung der Inkontinenz ist vielfältig. Es gibt medikamentöse und operative Methoden – und Beckenbodengymnastik mit vielen hilfreichen Übungen.

Bei Prostatavergrößerung gibt es neuerdings die Möglichkeit, statt einer OP grünes Laserlicht einzusetzen – für den Betroffenen eine schonende Alternative.

Selbstverständlich gibt es für jede Krankheit ein spezielles Vorgehen mit Medikamenten oder Operationen – nähere Angaben finden Sie bei der jeweiligen Erkrankung.

Vorbeugende Maßnahmen

Sie können die Niere bei ihrer Spülfunktion unterstützen, indem Sie viel trinken. Ob Mineralwasser, Apfelschorle oder Wasser aus der Leitung – selbst Kaffee in Maßen ist durchaus geeignet.

Langsam setzt sich auch an Schulen durch, dass häufiges, über den Tag verteiltes Trinken Körper und Geist fit hält.

Es gibt viele Nahrungsmittel und Heilpflanzen, die harntreibend wirken und so Nierensteinen und Entzündungen vorbeugen – Spargel, Preiselbeer- oder Brennesselsaft sind nur einige.

Das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper kann man durch die richtige Ernährung beeinflussen – und der Niere Arbeit abnehmen.

Die Früherkennung spielt bei vielen Nieren- und Harnwegserkrankungen eine wichtige Rolle, denn ein Nierenfolgeschaden bei Diabetes oder Bluthochdruck beeinträchtigt die Lebensqualität. Leider nehmen nur ca. 15 % der Männer die Prostata-Krebsvorsorge wahr.

Einer Harninkontinenz ist mit Beckenbodengymnastik nur in Maßen vorzubeugen. Betroffene sollten versuchen, sich von der Krankheit nicht zu sehr beeinträchtigen zu lassen – sorgfältig geplant ist sogar Urlaub möglich, ohne dass man Angst vor peinlichen Pannen haben muss.
gesundheit.de

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